Ist zu viel Bildschirmzeit schädlich für Kinder?
Sie kommen ins Zimmer Ihres Sohnes, um ihm gute Nacht zu sagen, nur um festzustellen, dass er im Bett das "Fortnite" spielt.
Oder Ihre Tochter ist mit dem Tippen von Textnachrichten beschäftigt, obwohl sie eigentlich lernen sollte.
Kinder und ihre Handys sind heute untrennbar miteinander verbunden, und das viele Lesen und Spielen auf ihren mobilen Geräten kann ihre Sehkraft beeinträchtigen.
Um die Bildschirmzeit zu reduzieren, verbieten manche Eltern Handys am Esstisch. Dies gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Und in manchen Familien muss das Spielen auf Handys und Computern oder das Chatten von Kurznachrichten zwei Stunden vor dem Schlafengehen eingestellt werden.
Um die Bildschirmzeit zu kontrollieren, legen einige Mütter und Väter Zeitlimits für die tägliche Gerätenutzung ihrer Kinder fest. Wenn z. B. insgesamt zwei Stunden Bildschirmzeit erreicht sind, darf nicht mehr weiter gechattet, gespielt oder Videos auf YouTube angeschaut werden.
Definition von "Bildschirmzeit"
"Bildschirmzeit" bezieht sich auf die Zeit, die damit verbracht wird, auf die digitalen Displays von Computern, Tablets (z. B. iPads) und Smartphones zu schauen.
Laut dem amerikanischen The Vision Council geben 72 Prozent der Eltern in den USA an, dass ihre Kinder regelmäßig mehr als zwei Stunden pro Tag vor dem Bildschirm verbringen. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass die meisten Kinder tatsächlich wesentlich mehr Zeit vor Bildschirmen verbringen, als ihre Eltern glauben.
Mit zunehmendem Alter der Kinder nimmt die Zeit zu, die sie vor den Bildschirmen verbringen. Und selbst sehr kleine Kinder verbringen heutzutage viel Zeit pro Tag mit Tätigkeiten, bei denen sie auf Bildschirme schauen. Laut der amerikanischen Non-Profit-Organisation Common Sense Media verbringen kleine Kinder in den USA täglich die folgenden Zeiten mit digitalen Geräten:
Kinder unter 2 Jahren: 42 Minuten pro Tag
Kinder von 2 bis 4 Jahren: 2,5 Stunden pro Tag
Kinder von 5 bis 8 Jahren: beinahe 3 Stunden pro Tag
Warum könnte zu viel Bildschirmzeit ein Problem für Kinder sein?
Laut The Vision Council berichten 30 Prozent der Eltern, dass ihre Kinder mindestens eines der folgenden Symptome aufweisen, nachdem sie mehr als zwei Stunden pro Tag vor dem Bildschirm verbracht haben:
Kopfschmerzen
Nacken- und Schulterschmerzen
angstrengte Augen, trockene oder gereizte Augen
Reduzierte Aufmerksamkeitsspanne
Verhaltensauffälligkeiten
Reizbarkeit
Jedes dieser Symptome kann die schulischen Leistungen und das soziale Miteinander beeinträchtigen.
Die rasante Zunahme von Myopie, auch Kurzsichtigkeit genannt, wird weltweit mit der zunehmenden Nutzung von elektronischen Geräten und deren Belastung in Verbindung gebracht. In Singapur sind beispielsweise 65 Prozent der Schüler in der Grund- und Mittelschule kurzsichtig. In den Vereinigten Staaten und in Europa, wo die Myopierate bislang immer niedriger war, leidet heute etwa die Hälfte der jungen Erwachsenen an Kurzsichtigkeit, verglichen mit 25 Prozent in den 1970er Jahren.
Warum blaues Licht schädlich für Sie sein kann
Die LED-Bildschirme von Computern und tragbaren digitalen Geräten emittieren ein breites Spektrum an sichtbarem Licht. Die meisten dieser Lichtstrahlen sind harmlos, aber ein Teil des von diesen Bildschirmen emittierten Lichts ist relativ energiereiches sichtbares Licht, das sogenannte "Blaulicht."
Blaulicht hat kürzere Wellenlängen und höhere Energie als andere sichtbare Lichtstrahlen. Und Laboruntersuchungen deuten darauf hin, dass bestimmte Spektren von Blaulicht über die Zeit schädlich für die lichtempfindliche Netzhaut des Auges sein können.
Blaues Licht spielt auch eine wichtige Rolle bei der Regulierung des zirkadianen Rhythmus unseres Körpers. Dabei handelt es sich im Grunde um unsere innere Uhr, die in unserem Gehirn läuft und in regelmäßigen Abständen über einen Zeitraum von 24 Stunden zwischen Wachheit und Schläfrigkeit wechselt. Man nennt diesen Rhythmus auch unseren Schlaf-Wach-Zyklus.
Eine zu starke Belastung mit Blaulicht zur falschen Tageszeit kann den normalen Schlaf-Wach-Zyklus einer Person stören, was ernsthafte gesundheitliche Folgen haben kann.
Risiken für Kinder aufgrund von zu viel Bildschirmzeit
Wenn wir über die Risiken von zu viel Bildschirmzeit für Kinder sprechen, geht es im Grunde um die potenziell schädlichen Auswirkungen von zu viel Blaulicht.
Und obwohl es stimmt, dass das Schauen auf die Bildschirme digitaler Geräte die Blaulichtbelastung von Kindern im Laufe ihres Lebens erhöht, ist es wichtig zu wissen, dass die Sonne weitaus mehr schädliches Blaulicht aussendet als Computer, E-Tablets und Smartphones. Die Blaulichtbelastung durch digitale Geräte ist also eine zusätzliche Belastung, zusätzlich zu der größeren Menge an Blaulicht, der wir durch Sonnenlicht ausgesetzt sind.
Ein zweiter wichtiger Faktor, der berücksichtigt werden muss, ist der Zeitpunkt der Belastung. Die Belastung mit Blaulicht durch die Sonne tritt nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf. Die Belastung durch Blaulicht von einem Bildschirm kann jedoch zu jeder Tageszeit auftreten, auch bis tief in die Nacht hinein.
Mögliche Risiken von zu viel Bildschirmzeit für Kinder können sich unmittelbar oder langfristig auswirken.
Unmittelbare Risiken
Unmittelbare Risiken durch zu viel Bildschirmzeit treten im Allgemeinen relativ bald nach wiederholter Belastung mit Blaulicht auf. Viele dieser Risiken stehen im Zusammenhang mit einer Störung des zirkadianen Rhythmus, die durch das Schauen auf digitale Bildschirme bis tief in die Nacht hinein verursacht wird, was das Einschlafen zu einer normalen Zeit erheblich erschweren kann.
Schlafstörungen können besonders für Kinder problematisch sein und zu Tagesmüdigkeit und dadurch zu schlechten Leistungen in der Schule führen. Eine Störung des Schlaf-Wach-Zyklus kann schließlich auch zu Gewichtszunahme und mit Fettleibigkeit verbundenen Gesundheitsproblemen führen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen, deren 24-Stunden-Schlaf- und Aktivitätszyklen gestört sind, auch eher unter Stimmungsstörungen, geringerem Glücksempfinden und häufiger unter Einsamkeit leiden.
Eine faszinierende zweijährige Studie mit mehr als 2.500 Schülern von Sekundarstufen in Los Angeles ergab außerdem, dass Jugendliche, die während der Studie über eine stärkere Nutzung digitaler Geräte und eine längere Bildschirmzeit berichteten, am Ende des Studienzeitraums mit einer etwa 10 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit ADHS-Symptome entwickelten. (Die Forscher wiesen jedoch darauf hin, dass dies keinen direkten Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung beweist und weitere Forschungen erforderlich sind, um den Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und ADHS-Symptomen vollständig zu verstehen.)
Langfristige Risiken
Die langfristigen Risiken der zunehmenden Belastung durch Blaulicht aufgrund der häufigen Nutzung digitaler Geräte sind noch nicht bekannt. Das liegt daran, dass keine vorherige Generation von Kindern vergleichbaren Mengen Blaulicht von digitalen Geräten ausgesetzt war.
Es wird wahrscheinlich noch einige Jahrzehnte dauern, bis die langfristigen Auswirkungen übermäßiger Bildschirmzeit für Kinder besser verstanden werden. Es gibt jedoch bereits einige Forschungsergebnisse zu diesem Thema, die darauf hindeuten, dass es ratsam sein könnte, die Belastung durch Blaulicht bereits in jungen Jahren zu begrenzen.
Zum Beispiel untersuchten Forscher in Japan und der Schweiz, was mit den Netzhäuten alternder Augen aufgrund der Belastung durch Blaulicht nach einer Katarakt-Operation passiert. In der Studie erhielten 79 Augen eine klare Intraokularlinse (IOL), die Blaulicht nicht blockiert, und 52 Augen erhielten eine gelbe IOL, die blaues Licht blockiert. (Vor der Katarakt-Operation wurden die Netzhäute aller Augen vor Blaulicht durch die natürliche Linse des Auges geschützt, die sich aufgrund von Katarakten.)
Zwei Jahre nach der Kataraktoperation zeigte keines der Augen, die eine Blaulicht-blockierende gelbe IOL erhalten hatten, neue oder sich verschlechternde Anzeichen einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Bei den Augen, die eine Blaulicht-durchlässige klare IOL erhalten hatten, zeigten hingegen 15 Prozent dieser Augen neue oder sich verschlimmernde Anzeichen von AMD.
Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass die Netzhäute alternder Augen anfälliger für oxidative Schäden sind, die aufgrund einer Belastung durch Blaulicht verursacht werden. Wenn dies zutrifft, kann es durchaus ratsam sein, etwas gegen eine vorzeitige Alterung der Netzhaut zu unternehmen, indem man die Menge an Blaulicht begrenzt, dem das Auge im Laufe des Lebens ausgesetzt ist.
Der größte Nutzen kann eintreten, wenn diese Schutzmaßnahmen während der Kindheit ergriffen werden, da zu diesem Zeitpunkt die Bestandteile des Auges (insbesondere die Linse) außergewöhnlich klar sind und die größte Menge an Blaulicht auf die Netzhaut gelangen lassen.
Wie man die Bildschirmzeit einschränken kann
Was können Eltern also tun, um eine Schädigung der Augen (und der allgemeinen Gesundheit) ihres Kindes durch zu viel Bildschirmzeit zu verhindern?
Es ist unwahrscheinlich, dass Kinder die Nutzung von digitalen Geräten reduzieren. Daher müssen also Maßnahmen ergriffen werden, um die Menge des Blaulichts zu begrenzen, die ihre Augen erreicht, während sie diese Geräte benutzen.
Brillen und Sonnenbrillen zur Reduzierung von Blaulicht
Eine Lösung ist der Kauf von Brillen mit Gläsern, die die Menge an Blaulicht reduzieren, das von Computer-, Tablet- und Smartphone-Bildschirmen in die Augen gelangt. Eine Reihe von Brillenglasherstellern bietet Brillengläser an, die Blaulicht filtern.
Eine andere Möglichkeit ist eine entspiegelnde Brillenglasbeschichtung, die das Blaulicht blockiert.
Eine dritte Möglichkeit ist der Kauf einer Brille mit selbsttönenden (photochromen) Gläsern. Diese lichtempfindlichen Gläser blockieren einen Teil des Blaulichts in Innenräumen und haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie automatisch zusätzliches Blaulicht von der Sonne im Freien blockieren.
Eine weitere Möglichkeit – und die beste Option für hervorragenden Schutz vor schädlichem blauen Sonnenlicht – ist es, eine polarisierende Sonnenbrille im Freien zu tragen.
Blaulichtfilter zur Reduzierung der Belastung
Aber was ist, wenn Ihr Kind keine Korrektionsbrille benötigt? Die einfachste Option in diesem Fall ist der Kauf eines schützenden Blaulichtfilters, der auf der Oberfläche der digitalen Endgeräte Ihres Kindes angebracht werden kann. Beispiele sind InvisibleShield Glass+ VisionGuard Bildschirm-Schutzvorrichtungen von ZAGG.
Denken Sie auch daran, die Blaulichtfilterfunktionen bestimmter Geräte (wie Night Shift von Apple) oder plattformübergreifende Apps zu verwenden, die Blaulicht blockieren, wie f.lux und Iris.
Begrenzen Sie die Bildschirmzeit
Um das Risiko zu verringern, dass Ihr Kind seinen Schlaf-Wach-Zyklus unterbricht, sollten Sie eine Regel aufstellen, nach der Ihr Kind mindestens ein oder zwei Stunden vor der geplanten Schlafenszeit "keine Bildschirmaktivität" mehr unternehmen soll.
Oder legen Sie ein Zeitlimit für die Handynutzung Ihres Kind fest. Apple, Google und andere Technologieunternehmen haben inzwischen Zeitmanagementfunktionen und Apps eingeführt, mit denen Sie die tägliche Bildschirmzeit Ihres Kindes überwachen können. Besuchen Sie die Website oder ein Geschäft Ihres Telefonanbieters, um mehr darüber zu erfahren.
Handeln Sie als Elternteil proaktiv. Wie wäre es, sich ein Ziel zu setzen? Verbringen Sie mehr intensive Zeit miteinander und lassen Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter weniger Zeit allein an Bildschirmen. Oder noch besser: Schützen Sie das Sehvermögen Ihres Kindes, während es YouTube-Videos anschaut, auf Snapchat postet und am Computer spielt.
Schließlich sollten Sie mit Ihrem Kind jährliche Augenuntersuchungen bei einem Augenarzt oder Optometristen in Ihrer Nähe durchführen lassen, um das Sehvermögen und die Augengesundheit Ihres Kindes zu überwachen. Und vergessen Sie nicht, Ihren Augenarzt oder Optiker nach Möglichkeiten des Schutzes vor Blaulicht zu fragen.
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Was ist Myopiekontrolle? Was kann getan werden, um das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit Ihres Kindes zu stoppen?
Der 2017 Common Sense Census. Common Sense Media. Abrufbar Dezember 2018.
Einsatz der neuen Bildschirmzeit- und App-Begrenzungsfunktionen von Apple mit iOS 12. The Verge. September 2018.
Digitale Augenbelastung. The Vision Council. Abrufbar Juli 2018.
Assoziation der Nutzung digitaler Medien mit nachfolgenden Symptomen einer Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung bei Jugendlichen JAMA. Juli 2018.
Assoziation von gestörter zirkadianer Rhythmik mit Stimmungsstörungen, subjektivem Wohlbefinden und kognitiven Funktionen: eine Querschnittsstudie mit 91.105 Teilnehmern der britischen Biobank. Die Lancet Psychiatrie. Juni 2018.
Google führt Steuerelemente für das App-Zeitmanagement ein. TechCrunch. Mai 2018.
Zirkadiane Rhythmen bei ernährungsbedingter Fettleibigkeit. Fortschritte in der experimentellen Medizin und Biologie. September 2017.
Kurzsichtigkeit nimmt weltweit zu. The Straits Times. August 2017.
Prävention einer erhöhten abnormalen Fundus-Autofluoreszenz mit Blaulichtfilter-Intraokularlinsen. Journal of Cataract & Refractive Surgery. September 2015.
Seite veröffentlicht in Mittwoch, 12. Mai 2021