Graue Augen – selten und schön
Menschliche Augen haben viele Farben. Es gibt braune, blaue, grüne, haselnussbraune, bernsteinfarbene, violette – und graue Augen. Die graue Augenfarbe ist eine der schönsten und ungewöhnlichsten: Nur 3 % der Weltbevölkerung haben graue Augen. Die Farbe und Intensität grauer Augen variiert von Person zu Person und kann von dunkelgrau über grau-grün bis hin zu grau-blau reichen.
"Augenfarbe" meint eigentlich die Farbe der Iris. Dieser Gewebering umgibt die Pupille. Die Pupille ist die Öffnung in der Mitte der Iris und erscheint schwarz. Der weiße Teil des Auges wird als Sklera bezeichnet.
Die Farbe der Iris hängt von einem braunen Pigment namens Melanin ab, demselben Pigment, das auch die Haut- und Haarfarbe bestimmt. Augen mit viel Melanin sind dunkler, Augen mit weniger Melanin meist blau, grün, haselnussbraun, bernsteinfarben oder eben grau.
Sind graue Augen rezessiv oder dominant?
Graue Augen sind weder rezessiv, also zurücktretend noch dominant. Früher dachten Wissenschaftler, dass für die Augenfarbe eines Menschen ein dominantes Gen ursächlich ist. Demzufolge waren braune Augen dominant und hellere Augen (blaue, grüne, haselnussbraune und graue) rezessiv.
Ein rezessives Gen ist nur dann prägend, wenn zwei Kopien davon vorhanden sind. Wenn man ein Gen für braune Augen und ein Gen für blaue Augen geerbt hatte, wäre somit das Gen für braune Augen dominierend und beide Augen würden braun sein. Heute wissen die Wissenschaftler, dass dies nicht so einfach ist und dass viele Gene eine Rolle dabei spielen, wie sich die Augenfarbe entwickelt. Die meisten dieser Gene helfen dabei, das Melanin zu regulieren.
Gibt es graue Augen in verschiedenen Nuancen?
Graue Augen können in verschiedenen Nuancen auftreten, darunter dunkelgrau, graublau, graugrün oder fast haselnussbraun. Die Intensität grauer Augen hängt von der Person ab.
Menschen mit grauen Augen bemerken vielleicht, dass ihre Augen die Farbe zu ändern scheinen, je nachdem, welche Farbe die Kleidung oder das Augen-Make-up hat oder wie hell die Beleuchtung ist.
Sogar die Stimmung kann den Anschein erwecken, den Grauton zu verändern. Denn die Pupillen weiten sich, wenn jemand extreme Emotionen wie Trauer oder Freude empfindet. Dann können graue Augen dunkler erscheinen – obwohl sich die Farbe selbst nicht wirklich verändert. Dieser Effekt kann auch bei bestimmten Medikamenten auftreten. Dazu gehören Opioide, die die Pupillen weiten.
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Wie entstehen graue Augen?
Bei allen Augen reguliert die Menge des Melanins in der Iris die Augenfarbe. Dieses braune Pigment absorbiert Licht und die Farbe des Auges hängt zu einem großen Teil davon ab, wie viel Melanin das Auge enthält. Jede Iris besteht aus zwei Gewebeschichten, einer vorderen und einer hinteren, die in der Mitte durch ein "Stroma" genanntes Bindegewebe verbunden sind.
Dunkle Augen enthalten viel Melanin und das sowohl in der vorderen als auch in der hinteren Schicht der Iris. Es wird nur sehr wenig Licht nach außen reflektiert, deshalb erscheinen die Augen braun oder schwarz. Bei helleren Augen ist weniger Melanin vorhanden und das vor allem in der hinteren Schicht.
Zwar wissen die Wissenschaftler noch nicht genau, was die graue Augenfarbe verursacht, Sie gehen jedoch davon aus, dass hier dieselben oder ähnliche Faktoren der Genetik eine Rolle spielen wie bei der Entwicklung blauer Augen.
Graue Augen enthalten womöglich gerade so viel Melanin in der vorderen Schicht der Iris, dass die blauen Wellen des Lichts, die das Gewebe des Auges zurückwirft, gedämpft werden. Dunkelgraue Augen haben etwas mehr Melanin in der vorderen Schicht als blass-graue Augen.
Die Wissenschaftler glauben zudem, dass die Fasern im Stroma das Licht so streuen, dass die Iris grau erscheint.
Graue Augen sind lichtempfindlicher
Melanin-Pigmente absorbieren und helfen so dabei, die Augen zu schützen. Menschen mit hellen Augen reagieren eher empfindlich auf helles Licht. Wenn dies auf Sie zutrifft, können Sie Ihre Augen an hellen, sonnigen Tagen mit UV-blockierenden polarisierenden Sonnenbrillen und einem Hut mit breiter Krempe schützen.
Graue Augen erhöhen das Risiko, an Augenkrebs zu erkranken
Je mehr Melanin die Iris enthält, desto geschützter sind die Augen vor den schädlichen Strahlen der Sonne. Personen mit grauen Augen haben weniger Melanin und deshalb ein höheres Risiko, an einem Augenkrebs namens "okulares Melanom" zu erkranken.
Dieser Krebs ist sehr selten und trifft jährlich nur sechs von einer Million Erwachsenen. Dennoch ist es sinnvoll, eine UV-blockierende Sonnenbrille zu tragen.
Graue Augen senken die Wahrscheinlichkeit, an bestimmten Haut- und Autoimmunerkrankungen zu leiden
Wenn Sie graue Augen haben, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Sie an der Hautkrankheit Vitiligo leiden werden. Bei dieser Krankheit greift Ihr Immunsystem Zellen mit Melanin-Pigmenten an und hinterlässt unregelmäßige weiße Hautflecken.
Vitiligo ist eine Autoimmunerkrankung, die mit einer höheren Inzidenz von Typ-1-Diabetes, autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen, rheumatoider Arthritis und Lupus in Verbindung gebracht wird. Forscher glauben, dass Menschen mit grauen Augen weniger wahrscheinlich unter all diesen Autoimmunerkrankungen leiden werden.
Weitere mögliche Spezifika von grauen und hellen Augen
Gemäß einer Studie aus dem Jahr 2001, in der die Daten von über 12.000 befragten Personen ausgewertet wurden, konsumieren Menschen mit hellen Augen mehr Alkohol als Menschen mit dunklen Augen. Menschen mit dunklen Augen reagieren empfindlicher auf Alkohol und werden leichter alkoholisiert – sie trinken deshalb weniger.
Womöglich reagieren Menschen mit grauen Augen auch weniger sensibel auf Medikamente. Studien aus den 1970er und 1980er Jahren bestätigen eine allgemein höhere Sensibilität gegenüber Reizen bei Teilnehmern mit dunklen Augen.
Sogar Gebären scheint bei Frauen mit hellen, etwa blauen oder grauen Augen, weniger Schmerzen und Angst zu verursachen.
SIEHE AUCH: Augenfarbe: Wie sie sich entwickelt und warum sie sich ändert
Seite veröffentlicht in Mittwoch, 9. November 2022
Seite aktualisiert in Dienstag, 15. November 2022