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So kann sich Multiple Sklerose auf Augen und Sehkraft auswirken

Der März ist der Aufklärungsmonat für Multiple Sklerose

Die häufigste Störung der Sehkraft bei MS ist die Optikusneuritis

Sehstörungen können eines der ersten Anzeigen für Multiple Sklerose (MS) sein. Ein häufiges Symptom ist die Optikusneuritis, eine Entzündung des Sehnervs, der das Auge mit dem Gehirn verbindet. Sie kann Schmerzen, den Verlust der Sehkraft, Doppeltsehen und verschwommenes Sehen verursachen sowie das Farbsehvermögen einschränken. 

Auch geschwächte Augenmuskeln und unkontrollierte Augenbewegungen können Symptome bei Multipler Sklerose sein. Symptome, die nicht die Augen betreffen sind Gleichgewichtsprobleme, Erschöpfung, Taubheitsgefühle und Schwäche in den Armen und Beinen. 

Was ist Multiple Sklerose?

Bei Multipler Sklerose betrachtet das Immunsystem körpereigenes gesundes Gewebe fälschlicherweise als fremd und greift es an. MS wirkt sich auf Gehirn und Rückenmark aus, bekannt als das zentrale Nervensystem (ZNS). Das ZNS ist die Kommandozentrale, die elektrische Signale über die Nerven an alle Teile des Körpers sendet. Die Augen sind ebenfalls Teil des zentralen Nervensystems.

Während eines Schubs werden die Nervenfasern und ihre umliegende, schützende Fettschicht namens Myelinscheide vom Körper angegriffen. Die Reaktion des Immunsystems auf Fremdgewebe ist eine Entzündung. Diese Entzündung schädigt die Myelinscheide in einem Prozess, der Demyelinisierung genannt wird. Infolgedessen werden die Signale, die im verletzten Teil des Gehirns und des Rückenmarks übertragen werden, unterbrochen oder verzögert.

Wie wirkt sich Multiple Sklerose auf Augen und Sehkraft aus?

Der Sehnerv, der die Augen mit dem Gehirn verbindet, kann sich während eines MS-Schubes entzünden. Außerdem kann sich MS auf die Bereiche des ZNS auswirken, die Augenbewegungen und das Gehen steuern.

Die meisten Menschen mit Multipler Sklerose haben Entzündungsepisoden, die mit der Zeit kommen und gehen und verschiedene Regionen des ZNSs betreffen. Dies ist bekannt als „schubförmig remittierende MS“. In einigen Fällen können sich die Symptome im Laufe der Zeit und meist ohne Entzündungsepisoden allmählich verschlimmern, ohne dass es zu einer Remission kommt. Dies wird „fortschreitende MS“ genannt.

Eine Episode kann durch Stress oder eine Infektion ausgelöst werden und unterschiedliche Körpersysteme betreffen. Die Symptome reichen von Koordinations- und Gleichgewichtsproblemen, Schwäche und Erschöpfung bis hin zu Augenschmerzen und verschwommenem Sehen. 

Welche Symptome sind typisch für MS?

MS-Symptome können tagelang oder wochenlang andauern. Sie können allmählich besser werden oder einer Behandlung bedürfen. Entzündungsepisoden sind unvorhersehbar und es können danach wochenlang oder jahrelang keine weiteren Symptome auftreten. Meist ist jedoch eine Behandlung zur Verringerung von Entzündungsepisoden erforderlich. 

Zu den häufigsten Symptomen der Multiplen Sklerose gehören

  • Schwäche 

  • Erschöpfung

  • Taubheit und Kribbeln

  • Probleme mit Gleichgewicht und Koordination

  • Veränderungen der Blasenfunktion

  • Gedächtnis- oder Konzentrationsschwierigkeiten

Zuden häufigsten Sehkraft- und Augenkomplikationen bei Multipler Sklerose gehören

  • Optikusneuritis

  • Doppeltsehen (Diplopie)

  • Nystagmus (unkontrollierte Augenbewegungen)

Bei Menschen mit Multipler Sklerose können Optikusneuritis, Diplopie und Nystagmus gleichzeitig oder während verschiedener Episoden auftreten. Diese Symptome können alltägliche Tätigkeiten wie Lesen, Autofahren, Kochen oder sogar Gehen schwierig machen. Es ist entscheidend, schnell einen Arzt zu kontaktieren, falls eines der oben gennanten Symptome auftritt. 

Optikusneuritis

Ursache

Der Sehnerv überträgt Lichtsignale von der Netzhaut, dem lichtempfindlichen Gewebe im hinteren Teil des Auges, zum Gehirn. Hier werden sie als Bilder verarbeitet.

Während eines MS-Anfalls kann sich der Sehnerv entzünden. Dies wird als Optikusneuritis bezeichnet. Dann ist der Nerv nicht mehr dazu in der Lage, die Signale von den Augen zum Gehirn weiterzuleiten. 

Symptome

Optikusneuritis tritt bei Multipler Sklerose gewöhnlich nur in einem Auge auf, sie kann jedoch auch in beiden Augen vorkommen. Ungefähr die Hälfte aller Erkrankten entwickelt Optikusneuritis irgendwann im Laufe der MS. Bei rund 20 % aller Menschen mit MS tritt Optikusneuritis als erstes Zeichen von Multipler Sklerose auf.

Die Symptome können vier bis 12 Wochen andauern, am stärksten ist ihre Intensität jedoch in den ersten Tagen. Dazu gehören

  • Schmerzen bei der Augenbewegung – dies ist oft das erste Symptom von Optikusneuritis

  • verschwommene Sehen 

  • vorübergehende Blindheit auf einem Auge

  • verschwommener Bereich im Sehzentrum

  • Trübung oder Ergrauen des Farbsehens

  • Pulfrich-Phänomen – ein Objekt, das hin und her schwingt, bewegt sich im Kreis

  • Uhthoff-Phänomen – die Sicht verschlechtert sich, wenn die Körpertemperatur ansteigt 

Diagnose

Um eine Optikusneuritis zu diagnostizieren, ist eine umfassende augenärztliche und medizinische Untersuchung inklusive bildgebender Verfahren erforderlich. So etwa die optische Kohärenztomografie (OCT, Optical Coherence Tomography), ein nicht-invasives Verfahren. Mit dessen Hilfe kann ermittelt werden, welche Schichten der Netzhaut von einem Schub betroffen sind. 

Augenarzt und Neurologe sollten zusammenarbeiten, um diese Erkrankung zu behandeln. Dabei kommen unter anderem spezielle Sehtafeln mit Buchstaben mit geringem Kontrast zur Anwendung, um den Grad des Sehverlusts zu messen. 

Behandlung

Die Schwere und der Bereich der Symptome von Optikusneuritis können variieren. Deshalb unterscheidet sich die Behandlung von Mensch zu Mensch. In einigen Fällen kann eine Optikusneuritis von selbst abklingen, ohne dass es zu bleibenden Komplikationen hinsichtlich der Sehkraft kommt. In anderen Fällen muss ein Arzt Medikamente wie intravenöse Steroide verschreiben, um die Entzündung des Sehnervs zu verringern und das Sehen schneller zu verbessern.

Doppeltsehen (Diplopie)

Ursache

Bei einem Menschen mit Multipler Sklerose kann der Hirnstamm von einer Entzündungsepisode betroffen sein. Das kann die Nerven und die Teile des ZNS beeinträchtigen, die die für Augenbewegungen zuständigen Muskeln kontrollieren. Deshalb können die Augen oft nicht mehr aufeinander abgestimmt arbeiten. Wenn Augenbewegungen nicht synchron sind, werden zwei verschiedene Bilder an das Gehirn gesendet. Das führt zu verzerrtem oder Doppeltsehen.

Behandlung

Doppeltsehen kann bei MS-Patienten Schwindel und Gleichgewichtsprobleme verursachen. Zudem kann es das Lesen erschweren. Menschen mit MS benötigen deshalb womöglich Medikamente oder andere Behandlungen während einer Episode. 

In vielen Fällen wird sich das Doppeltsehen mit der Zeit wieder geben. Gelegentlich wird das Tragen einer Augenklappe oder einer spezieller Prismenbrille empfohlen.

Nystagmus

Nystagmus nennen sich unkontrollierbare, schnelle Augenbewegungen, die nach oben und unten oder von Seite zu Seite gehen können. MS-Patienten können deshalb orientierungslos sein und sich fühlen, als ob sich der Raum bewegt. Nystagmus kann aufgrund einer Entzündung des Hirnstamms oder des Kleinhirns auftreten. Wie bei Doppeltsehen, so kann auch er zu Schwindel und Gleichgewichtsproblemen führen. 

Auch bei diesem Symptom kann eine Behandlung mit Medikamenten oder anderen medizinischen Maßnahmen erforderlich sein. Bei vielen Menschen wird der Nystagmus mit der Zeit wieder abklingen. 

Die Neigung des Kopfes in einem bestimmten Winkel, kann einigen Menschen helfen, den Grad der Orientierungslosigkeit zu verringern. Falls Nystagmus jedoch längere Zeit andauert, muss er mit Medikamenten behandelt werden.

Wer hat das größte Risiko, an MS zu erkranken?

Multiple Sklerose ist nicht erblich. Dennoch haben Menschen mit MS in der Familien ein erhöhtes Risiko, daran zu erkranken. MS ist zudem nicht ansteckend. Sie ist eine chronische Erkrankung, die in jedem Alter auftreten kann. 

MS ist eine der häufigsten neurologischen Ursachen für Behinderungen bei jungen Menschen. Sie wird am häufigsten im Alter von 20 oder 30 Jahren diagnostiziert. Bei Frauen kommt MS zwei- bis dreimal häuftiger vor als bei Männern. 

Eine persönliche Geschichte 

Fast eine Million Menschen in den Vereinigten Staaten und mehr als 2,3 Millionen weltweit leben mit MS. Nach Angaben der National Multiple Sclerosis Society wird jede Woche bei etwa 200 Menschen MS diagnostiziert. 

Einer dieser Menschen ist Martha. Sie teilt ihre Erfahrung darüber, wie MS sich auf ihre Augen und ihr Sehen ausgewirkt hat und warum sie nie eine Augenuntersuchung verpasst:

In meinem letzten Studienjahr wurde bei mir Multiple Sklerose diagnostiziert, als ich die Fähigkeit verlor, zusammenhängend zu sprechen. Nach drei Jahren mit Verschlechterungen, die zum Verlust des Sprechvermögens, Bell'Lähmung und allgemeinen Lähmungsanfällen führten, wachte ich eines Morgens auf und stellte fest, dass mein Sehen stark gestört war. Die Welt sah aus wie ein alter, schlecht funktionierender Fernsehbildschirm, der sich drehte. Es war beängstigend, denn ich hatte keine Ahnung, was passiert war und wie ich es stoppen konnte. 

Ich konnte nur verhindern, dass mir unglaublich übel wurde und ich das Gleichgewicht verlor, wenn ich mein rechtes Auge geschlossen hielt. Schließlich ging ich zu einem Spiegel und stellte fest, dass ich die Kontrolle über die Bewegungen meines rechten Auges verloren hatte. Mein Auge schien sich ständig im Kreis zu drehen und ich konnte es nicht stoppen. Es gelang mir mit Hilfe eines Freundes, in die Notaufnahme eines Krankenhauses zu gelangen, wo ich erfuhr, dass ich unter einem so genannten „Nystagmus“ litt, einem relativ häufigen Symptom bei Menschen mit MS. 

Einige Wochen lang funktionierte nichts mehr, wenn beide Augen geöffnet waren. Ich musste eine Augenklappe tragen, um mich vor der extremen Übelkeit zu schützen und um mich im Leben zurechtzufinden, ohne das Gefühl zu haben, dass sich die Welt um mich herum drehte. Nach etwa drei Wochen hochdosierter Steroide normalisierte sich mein Auge wieder und seither habe ich (zum Glück!) keinen Nystagmus mehr erlebt.

Ich verpasse auch nie meine jährlichen Augenuntersuchungen, weil mein Arzt meinen Sehnerv genau ‚im Auge‘ behält, um sicherzustellen, dass ich keine Anzeichen einer Optikusneuritis zeige, einem weiteren häufigen Symptom der Multiplen Sklerose.“

Wo finden Sie Unterstützung bei Augenproblemen durch Multiple Sklerose?

Marthas Erfahrung ist kein Einzelfall. Wenn das Sehen von Multipler Sklerose betroffen ist, kann dies sehr störend sein und Ängste hervorrufen. Ein gutes Team von Gesundheitsdienstleistern wie Augenärzten und Neurologen ist entscheidend für die Behandlung von Augen- und Sehkraftkomplikationen bei MS. 

Wenn ein Mensch aufgrund von Multipler Sklerose eine dauerhafte Sehbehinderung erleidet, können alltägliche Aktivitäten zu einer Herausforderung werden. Augenärzte für Sehbehinderte sind darin geschult, spezielle Augenuntersuchungen durchzuführen. Sie kennen auch die neuesten Geräte und technologischen Hilfsmittel. Dazu gehören etwa Vergrößerungsgläser, spezielle elektronische Geräte und andere unterstützende Technologien.

Wenn Sie unter Multipler Sklerose leiden, sollten Sie regelmäßige medizinische Augenuntersuchungen einplanen, um die Gesundheit Ihrer Augen zu erhalten und Schübe zu verhindern.

Sehstörungen – Symptome & Anzeichen für MS. National Multiple Sclerosis Society. Zugriff im Februar 2022.

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The retina – neuroscience. NCBI Bookshelf. 2001.

What is multiple sclerosis (MS)? The Johns Hopkins Multiple Sclerosis Center. Zugriff im Februar 2022.

Flare-ups in multiple sclerosis. Multiple Sclerosis News Today. Zugriff im Februar 2022.

Vision problems. Multiple Sclerosis News Today. Zugriff im Februar 2022.

Multiple sclerosis (MS): Symptoms, diagnosis & treatments. Cleveland Clinic. Januar 2019.

The diagnosis and treatment of optic neuritis. Deutsches Ärzteblatt International. September 2015.

Optic neuritis. Johns Hopkins Medicine. Zugriff im Februar 2022.

Eye disorders in patients with multiple sclerosis: natural history and management. Clinical Ophthalmology. Dezember 2010. 

Brochure-vision problems. National Multiple Sclerosis Society. 2015.

Who gets multiple sclerosis. Multiple Sclerosis Association of America. Februar 2020.

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